„Ein Virus im Dorf“ – Brigitte Bereuter berichtet …

„Ein Virus hat unser aller Leben verändert. Die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Ausbreitung getroffen wurden, bestimmen nun unseren Alltag. Jede Person macht ihre eigenen Erfahrungen – Erfahrungen, die  unterschiedlicher nicht sein könnten.

 

In Zusammenarbeit mit Georg Sutterlüty haben wir ein Projekt gestartet. Wir wollen wissen, wie Eggerinnen und Egger (sowie einzelne BregenzerwälderInnen umliegender Gemeinden) mit der Krise umgehen: Was hat sich in ihrem Leben verändert, welche Herausforderungen gibt es und was erhoffen sie sich nach Beendigung dieser schwierigen Phase?

 

Wir haben ganz kunterbunt nach Personen gesucht, die bereit sind, ihre persönliche Geschichte zu schildern. Wir beginnen mit dem ersten Bericht und wollen jeden zweiten Tag den nächsten veröffentlichen.

 

Kommentare sind erwünscht, doch bitten wir aus Rücksicht auf die Autoren, den vollen Namen sowie den Weiler, in dem ihr wohnt, anzugeben.“

 

 

Alles unter einen Hut bringen
Mein Name ist Brigitte Bereuter. Ich bin Ehefrau, Mum von zwei Kindern und arbeite Teilzeit bei der Gemeinde Egg. Mit Blick auf China hat sich angekündigt, dass sich unser Leben verändern bzw. es zu Einschränkungen kommen wird. Allerdings wurde mir das erst richtig bewusst, als mein Chef und Bürgermeister, Paul Sutterlüty von meiner geplanten 40er Party abgeraten hat und sich auch im Büro einiges verändert hat: Die Umstellung auf „Schichtbetrieb“ im Bürgerservice und im Finanzbereich, Dienstbesprechung mit mindestens zwei Meter Abstand, ein Krisenstab, der ständig tagt und anderes mehr. Großartig finde ich den Zusammenhalt in Egg. Ich durfte in den letzten Tagen erfahren, dass es vielen jungen Menschen ein Anliegen ist zu helfen.

 

Die Schulen wurden zum selben Zeitpunkt geschlossen, als es auch die Veränderungen im Büro gab, und es galt die Herausforderung, die häuslichen Angelegenheiten zu meistern. Am ersten Tag waren wir völlig überfordert. Unser überdimensionierter Küchentisch war überfüllt von gestapelten Schulbüchern, einzelnen Zetteln und drei Kindern, die dann auch noch Schulstoff lernen sollten. Es brauchte einiges an Zeit und Geduld, zu sortieren und eine Struktur hineinzubringen. Zwischenzeitlich hat sich das „eingependelt“. Das ist vermutlich auch dem Umstand geschuldet, dass mein Mann derzeit zu Hause seinen Urlaub abbaut. Auch sein Arbeitsbeginn bei der neuen Firma wurde aufgrund der derzeitigen Situation verschoben. Wir sind trotz allem in der glücklichen Lage, dass wir uns die nächsten paar Monate nicht über existenzielle Fragen „verkopfen“ müssen.

 

Besonders schwer ist es für meine Eltern. Alters- und gesundheitsmäßig fallen sie ganz klar in die Risikogruppe und ich musste ihnen klar machen, dass sie in den nächsten Wochen keinen Kontakt mit den Kindern haben werden. Eine schwierige und herausfordernde Situation für alle. Wir waren es gewohnt, dass sie uns nach Möglichkeit unterstützt haben.

 

Wir versuchen, so gut es geht, die Kinder im Freien zu beschäftigen, sozusagen eine Art Normalität hineinzubringen. Ich hoffe für mich und meine gesamte Familie, dass wir diese Situation bestmöglich überstehen. Deshalb halten wir uns an die Vorgaben des Bundes, die meiner Meinung nach völlig richtig sind. Ich bin dankbar und froh für die in Österreich vorhandenen Strukturen und den von der Regierung eingeschlagenen Weg. Ich fühle mich trotz allem gut aufgehoben.

 

Ich wünsche mir für die Zukunft mehr regionale Wertschöpfung und dass wir uns alle wieder treffen können und mit Menschen persönlich kommunizieren dürfen. Außerdem hoffe ich, dass sich das Leben etwas entschleunigt.
Brigitte Bereuter (40), Gemeindeangestellte, Mutter und Hausfrau, Rain

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