FAQ-Festival: Ideen spinnen für eine gute Zeit

Beitrag orf.at – Seit vier Jahren sorgt das FAQ Bregenzerwald weit über die Grenzen Vorarlbergs hinaus für Aufsehen.

 

Das „Forum mit Festivalcharakter und kulinarischem Anspruch“ bietet Vorträge zu „Fragen unserer Zeit“ und holt diesmal Diskutierende wie Armin Wolf, David Schalko und Ronja von Rönne an außergewöhnliche Orte der Region. Das Rahmenprogramm aus Konzerten, Kulinarik und Naturerlebnissen dient vor allem einem Zweck: der Inspiration für eine gute Zeit.

 

Der Ausblick ist atemberaubend. Wer von Bezau – Hauptort des Bregenzerwaldes mit 2.020 Einwohnern – mit der Seilbahn zur Bergstation Baumgarten fährt, wird mit einem 360-Grad-Panoramablick vom Bodensee über das Voralpenland bis zu den Gipfeln der Gebirgsketten im Süden und Osten belohnt. Hier oben auf 1.600 Metern befindet sich einer der Austragungsorte des FAQ-Festivals, wo „frequently asked questions“ – also häufig gestellte Fragen – noch bis Sonntagabend im Rahmen von Podiumsdiskussionen verhandelt werden.

 

„In dieser Kulisse lässt es sich gut nachdenken und reden“, meinte Regisseur und Autor David Schalko, der Mittwochabend gemeinsam mit Schriftstellerin Verena Roßbacher, Kulturmanagerin Verena Konrad und Journalist Gerold Riedmann das Festival als Podiumsgast eröffnete und die gesellschaftliche Relevanz der aufgeworfenen Fragen diskutierte. Schalko zeigte sich neben der idyllischen Landschaft auch von der modernen Architektur im Bregenzerwald angetan. „Vorarlberg ist architektonisch quasi das Gegenteil von Niederösterreich, wo man sich gerne zwischen Vorhängen auf der einen und Thujenhecken auf der anderen Seite versteckt“, scherzte der gebürtige Waldviertler.

 

ERÖFFNUNG – „What the FAQ?“ Oder: „Was haben wir uns immer schon gefragt?“ – Gespräch mit Zita Bereuter, Verena Konrad, Gerold Riedmann, Verena Roßbacher, David Schalko
Zum Beitrag bzw. zum Video auf orf.at: https://orf.at/stories/3136145/

 

„Wem glauben?“, „Was bewegt dich?“ und „Wie geht Liebe?“ lauten die Fragen dieses Jahr und sind wie immer bewusst universell gehalten. „Jeder Tag widmet sich einer großen Frage, die sich nicht pauschal beantworten lässt“, sagen Martin Fetz und Matthias Felsner, die Erfinder des Festivals. Dem Bregenzerwälder und dem Tiroler, die beide seit Jahren in Wien leben, geht es nicht um Standardantworten und Lösungen, sondern um Austausch und Inspiration. „Manche Fragen sind seit Jahrzehnten präsent, die Antworten ändern sich aber ständig. Andere Fragen beschäftigen sich mit der Zukunft, wieder andere sind brandaktuell.“

 

Mit aktuellen Fragen kennt sich einer besonders gut aus, der im FAQ-Programmheft als „härtester Interviewer des Landes“ beschrieben wird: ZIB2-Moderator Armin Wolf kam auf die Bergstation Baumgarten, um dort mit Autor und Journalist Christian Seiler über die Vertrauenswürdigkeit von Medien und ihre Aufgaben in einer Demokratie zu sprechen. Wolf erzählte von seiner Arbeit in der ORF-Redaktion und gab einige Anekdoten aus seiner Karriere zum Besten. Das Publikum erfuhr, warum er vor laufender Kamera seine Ehefrau siezen musste, wie es war, Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu klagen, und warum er einmal für die Fehler von Armin Assinger geradestehen musste.

 

Die gutgelaunten Zuhörerinnen und Zuhörer dankten es ihm mit lautem Gelächter und Zwischenapplaus. Auf die Frage, wie er selbst sicherstelle, dass seine Informationen der Wahrheit entsprechen, antwortete Wolf: „Ich halte mich an die alte Journalistenregel, dass immer mindestens zwei voneinander unabhängige Quellen zur Verfügung stehen müssen.“ Die Arbeit vor der Kamera sei der kleinste Teil seines Jobs, so Wolf. „Zu 98 Prozent besteht mein Beruf aus akribischer Recherche und Vorbereitung.“ Und leider gebe es keine Gagschreiber in der ZIB2-Redaktion, seine Texte müsse er schon selber verfassen.

 

Die an Pippi Langstrumpf angelehnte Frage „Mach ich mir die Welt, wie sie mir gefällt?“ stellte etwas später die eigens aus Tel Aviv angereiste Alexandra Föderl-Schmid, ehemals Chefredakteurin des „Standard“, jetzt Israel-Korrespondentin der „Süddeutschen Zeitung“. Sie bezeichnete ihre Podiumsgäste Ingrid Brodnig, Asli Kislal, Michael Landau und Klaus Werner-Lobo als „vier Menschen, die die Welt zum Positiven verändern wollen“, und sprach mit ihnen über Wertvorstellungen und warum man manchmal beim besten Willen nicht verstehen kann, dass es Leute gibt, die bestimmte Dinge völlig anders sehen als man selbst.

 

Was sonst noch auf dem Programm steht: „Wie geht Liebe?“ heißt es am Samstag, wo die deutsche Autorin und Bloggerin Ronja von Rönne aus ihrem Buch „Heute ist leider schlecht“ liest und unter dem Motto „Schaffen wir das?“ in einer Diskussionsrunde erörtert wird, ob es die viel zitierte Spaltung der Gesellschaft überhaupt gibt oder ob sie nur durch subjektive Wahrnehmung und Filterblasen heraufbeschworen wird. Es diskutieren Schauspieler Manuel Rubey, Journalist Philip Faigle und Politikerin Angelika Schwarzmann mit dem Ziel, Denkanstöße für die eine Frage zu geben, die das ganze Festival zu bewegen scheint: Wie kann man – abseits von individuellen Weltanschauungen und politischen Positionen – gemeinsam als Gesellschaft an Lösungen für die Fragen unserer Zeit arbeiten?
Käse und Kunst

 

„Potentiale für eine gute Zeit“ lautet der Untertitel des FAQ Bregenzerwald. Wer das Festival besucht, wird eine gute Zeit dort erleben – egal ob bei den Gesprächsrunden, der regionalen Kulinarik, den Workshops, Konzerten oder Ausflügen. Man könnte zum Beispiel ins Frauenmuseum Hittisau fahren, das einzige Frauenmuseum Österreichs und das weltweit einzige im ländlichen Raum. Oder dem Bregenzerwälder Käsehaus einen Besuch abstatten. Oder mit dem Wälderbähnle von Bersbuch nach Bezau zuckeln, wo das Festival am Sonntagabend mit der Diskussion „Was kostet die Welt?“ in der Remise zu Ende geht.

Deine Meinung

  1. Auf jeden Fall eine ganz tolle Sache, die da die Organisatoren anbieten. In diesem Jahr scheint das Interesse (Besucher, Presse ...) ja richtiggehend explodiert zu sein.