In der Höh, da blüht´s

Essay:

 

So sagt man

 

Afrika-Hitze, Afrika-Hoch, Hoch „Achim“, so wird das Wetter genannt, das im Moment unsere Deoroller auf Touren kommen und die Sonnenschirme in den Schwimmbädern stramm stehen lassen. Mir ist eigentlich egal, wie diese Hitze genannt wird, für mich ist sie einfach zu heiß. Abkühlung findet man im Schwimmbad, so sagt man. Aber nach dem zehnten Mal rein springen, sich hinlegen, in fünf Minuten wieder glühen, als könne man ein Spiegelei auf dem Bauch braten, ist selbst mir zu viel. Und ich dachte, ich sei eine Sonnenanbeterin. In den Bergen, da geht immer ein Lüftchen, so sagt man.

Also ein paar Landjäger in den Rucksack und aufi geht´s. Beim Anstieg schwitze ich stärker als ich je in einer Sauna geschwitzt habe. Die Schweißperlen bahnen sich ihren Weg von meiner Stirn, übers Gesicht, dabei lassen sie die Augen natürlich nicht aus, den Hals hinunter, durchs Tal weiter bis hinein in den Nabel, von dort in die Unterhose, den Schenkeln entlang in die Kniekehlen, über die Wadln, die bereits schmerzen, bis zwischen die Zehen.  Das mag jetzt an manchen Stellen an erotische Szenen erinnern, wenn der Sekt und so – nein, nein. Man stelle es sich so vor, als würde dir jemand auf den Kopf pieseln und dies läuft dir in aller Ruhe den Körper hinunter, nur der Geruch und die Farbe sind anders.

Ich kämpfe mich hoch und erwarte nach jeder Kuppe den erlösenden Wind und als ich auf dem Gipfel stehe, vor Schweiß triefe, schaue ich nach oben. Ich bin ja näher an Gott als sonst und frage ihn, wieso er nicht Petrus schnell ne Message zukommen lassen kann, um einen Hauch Wind zu schicken.  Ich warte auf ein Zeichen.  Ich warte und schwitze weiter. Nach langen Minuten, lasse ich mich unters Kreuz fallen, beiße ein Stück von meinem warmen Landjäger ab und  versuche mir ein Lüftchen vor zu stellen. Nach noch mehr Schweißperlen gebe ich auf und begebe mich wieder hinunter ins Tal – das einzige was wohl wirklich hilft, zu Hause bleiben. Fensterläden zu, so bleibt die Hitze draußen. Viel trinken und immer daran denken, der nächste Winter kommt bestimmt, so sagt man.

 

 

Hier einige Impressionen von den Bergwiesen der Hangspitze.

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Deine Meinung

  1. Der Winter scheint näher als man denkt! Schöne Bilder- weiter so!!
  2. Wunderschön, dass dir trotz der Hitze der Blick für das Schöne nicht verschlossen blieb und du uns diese prachtvollen Blumen mitgebracht hast.
    Bei deinem Text musste ich schmunzeln, ich liebe auch die Lüftchen - und es muss nicht unbedingt nur ein laues sein.