Schuld ist die Handyzahlung

Bezahlen war noch nie so einfach. Aber jetzt, wo ich sogar für die € 2,65 beim Bäcker nur mehr das Handy hinhalte, gehen mir die Münzen ab.

 

Ich habe eine schwarze Geldbörse. Es ist falsch, eine schwarze Geldbörse zu haben, wenn die einzige Tasche, die man besitzt, schwarz gefüttert ist. Dann steht man beim Bäcker, kramt herum, leert den halben Hausrat auf die Theke, Kreuzschlitzschraubenzieher, Wimperntusche und abgelaufene Rabattmarkerln inklusive, entschuldigt sich bei der Verkäuferin, entschuldigt sich bei jedem einzelnen Menschen in der Schlange und erinnert sich daran, dass man einst genervt war von alten Damen, die jede Münze einzeln abzählten.

 

Das heißt, das war ich. Denn nach einer Phase der Überwindung – als ich jung war, hat man Beträge unter zehn Euro bar gezahlt – zücke ich jetzt schon für eine 2,65 teure Topfengolatsche das Handy, das immer zur Hand ist, deshalb heißt es ja so. Ich klicke zwei Mal, halte mein Gesicht hin und die Transaktion ist schneller erledigt als ich „Bitte mit Karte“ sagen kann. Ich sollte also froh sein.

 

Ich bin aber nicht froh. Jetzt, wo alles so smooth läuft, fehlen mir die Münzen. Und das hat nichts mit Nostalgie zu tun, nichts mit den aufgeprägten irischen Harfen und griechischen Eulen und dem römischen Kolosseum, die uns an den Urlaub denken ließen, mit hellem Geklimper in der Manteltasche und mit dem Gefühl, ich sei ein Glückspilz, weil ich in den Ritzen des Kopfsteinpflasters 50 Cent gefunden habe.

 

Nein, mir geht es um Handfestes. Mir fehlt das Kleingeld im Alltag. Es liegt nicht im Schälchen auf der Vorzimmerkommode, weshalb DHL das Katzenfutter nicht mehr in den 3. Stock trägt. Es sammelt sich nicht mehr im rosa-grünen Stoffsackerl, das ich früher alle paar Monate zur Bank getragen habe, um den Inhalt durch den Münzzähler rattern zu lassen und mich dann über 25,30 zu freuen. Ich muss im Supermarkt immer häufiger ein Einkaufskörberl nehmen, weil ich den Euro fürs Wagerl nicht einstecken habe. Und ich entdecke einen sehr unsympathischen Zug bei mir. Geiz. Weil ich nämlich jetzt, wenn ich an meinem Bettler vorbeigehe, mit den Schultern zucken und ehrlich behaupten kann: Leider kein Kleingeld.

 

Nachdem Bettler, DHL-Boten und Einkaufswagerln nicht so rasch auf Handyzahlung umstellen werden, gibt es also nur eine Möglichkeit: Die Banken etablieren einen reversen Münzzähler. Man hebt 100 Euro ab und kriegt es in Kleingeld ausgezahlt. Pling!

 

Artikel stammt von bettina.eibel-steiner@diepresse.com diepresse.com/amherd

 

 

UND; wie lautet deine Meinung zur Verwendung von Kleingeld?

 

 

Deine Meinung

  1. elektronisches geld ist das beste. danke raiffeisen und sparkasse. ihr seid die besten
  2. ^Bleibt vermehrt beim Bargeld. Den Zahlungsdienstleistern gebe ich nicht die Möglichkeit den letzten Cent von mir zu überwachen. Das Trinkgeld an der Kassa im Supermarkt gibt es auch nur mit Barzahlung.