Schwarzenberg: Infos zum Bürgerheim & der Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum

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Was ist eigentlich das Bürgerheim in Schwarzenberg? 

Seit 1878 gibt es in der Gemeinde Schwarzenberg ein großes, fünfstöckiges, gemauertes Haus, das auf jeder historischen Postkarte sofort ins Auge springt wegen seiner imposanten Kubatur: das „Bürger-Heim“, so steht es in großen Lettern über dem Eingang. Im Volksmund wurde es lange Zeit noch das „Armenhaus“ genannt.

 

Bis 1938 war die Armenfürsorge Gemeindeaufgabe. Sie musste der nächsthöheren Behörde in Bregenz eine sogenannte Armenkasse und Armenversorgungspläne vorlegen und eine örtliche Kommission unter der Leitung des Pfarrers und des Vorstehers hatte sich um die Armen und Mittellosen in der Gemeinde zu kümmern. Es gab wohl Armenstiftungen von wohltätigen Menschen, so auch eine Stiftung von Angelika Kauffmann, aber die finanziellen Mittel waren beschränkt.  Immer wieder kam es zu Beschwerden über das Betteln auf der Straße und in den Häusern oder über Ehen „armer, arbeitsscheuer und lüderlicher“ Personen.

 

Als erstes Armenversorgungshaus diente ein altes Haus in der Parzelle Freien, allerdings nur für kurze Zeit, denn infolge Überbelegung durch Arme, oft auch Kinder meist von ledigen Müttern, mangelnder Pflege der Kranken und häuslichen Streitigkeiten genoss es keinen guten Ruf. Die Gemeinde wurde seitens der Behörde mehrmals darauf hingewiesen, diese Missstände zu beheben und zu handeln. 1875 war es endlich soweit: Die Gemeinde kaufte im Weiler Brand ein Anwesen samt bestehendem Haus (das heutige Angelika Kauffmann Museum) und errichtete auf dem danebenliegenden Grundstück das Bürgerheim. Erstaunlich war, dass über großzügige Spenden mehrerer überaus wohlhabender Schwarzenberger Bürgerinnen und Bürger der gesamte Bau finanziert werden konnte. Dies zeigt aber auch ein großes soziales Gefälle innerhalb der Gemeinde auf: neben sehr reichen gab es sehr arme, bettelarme Menschen.

 

Für die Übernahme der Heimführung und Pflege konnte der Orden der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck gewonnen werden. Bis 1994 wirkten viele Ordensschwestern in der Betreuung der Kranken- und Notleidenden sowie in der örtlichen Volksschule zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger. Heute ist es das Altersheim der Gemeinde, die Armenfürsorge ist in die Verwaltung der Bezirke, Länder, des Bundes und anderer öffentlicher Einrichtungen übergegangen.

Autorin: Annelies Nigsch

 

 

Die neue Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg eröffnet am Mittwoch, den 1. Mai 2024.
Kopie oder Original? Diese Frage stellt sich in der Kunstwissenschaft häufig, so auch bei Angelika Kauffmann (1741–1807). Nicht wenige ihrer Gemälde sind in mehreren Fassungen bekannt. Zudem war das Kopieren jahrhundertelang ein wesentlicher und anerkannter Teil der Kunstausbildung. Auch Kauffmann selbst schulte sich an den Alten Meistern und kopierte Arbeiten von Künstlerkollegen. Die Ausstellung zeigt Originale und ihre Wiederholungen und regt dazu an, den künstlerischen und historischen Wert von Kopien neu zu beurteilen.

 

Von 2022 bis 2024 wird in den Sommerausstellungen des Angelika Kauffmann Museum ein besonderer Fokus auf die eigene Sammlung und die Angelika-Kauffmann-Sammlung des vorarlberg museum in Bregenz gelegt. In der ersten Ausstellung der Trilogie standen Fragen zu Herkunft und Identität und zur öffentlichen Wahrnehmung Kauffmanns und ihres Werks im Mittelpunkt. Der zweite Teil befasste sich mit der Ausstellungsgeschichte der Künstlerin – von ihren Lebzeiten und den ersten öffentlichen Kunstausstellungen im England des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart und zum Angelika Kauffmann Museum, das noch immer eines der wenigen, einer Frau gewidmeten Museen weltweit ist.
Der dritte und letzte Teil der Trilogie widmet sich mit der Kunst des Kopierens einem Thema, das wiederum direkt aus den Sammlungsbeständen heraus entwickelt wurde und für die Kunstgeschichte im Allgemeinen und in Bezug auf die Vorarlberger Angelika-Kauffmann-Sammlungen im Besonderen von Interesse ist. Allein das vorarlberg museum in Bregenz besitzt über 20 bisher selten ausgestellte Gemäldekopien sowie zahlreiche Studien, Zeichnungen und Druckgrafiken nach Bildern von Angelika Kauffmann. Anhand ausgewählter Exponate aus diesen Beständen, ergänzt durch Leihgaben aus anderen Museen und Privatbesitz, beleuchtet die Ausstellung das Thema aus verschiedenen Perspektiven und zeichnet das Bild einer Künstlerin, deren Erfolg und Bekanntheit sich auch an der großen Zahl an Kopien, Nachahmungen und Fälschungen messen lässt, die im Laufe der Zeit nach ihren Werken entstanden sind und bis heute häufig am Kunstmarkt oder in Sammlungen auftauchen. In der Zusammenschau und im Vergleich von Angelika Kauffmann zugeschriebenen Originalen und Kopien verschiedener Machart und Qualität untersucht die Ausstellung, inwiefern Kopien immer auch die Sicht auf ihre Vorbilder verändern und damit weit über eine reine Nachahmung hinausgehen. Ziel ist es, am Beispiel der Karriere und posthumen Rezeption von Angelika Kauffmann ein neues Bewusstsein für die künstlerische und historische Bedeutung des Kopierens zu schaffen und aufzuzeigen, dass es hinsichtlich der Frage „Kopie oder Original?“ nie eine vollständige Gewissheit geben kann.

 

Lernen durch Kopieren
Dass der Kopie-Begriff in der Kunst gegenwärtig vorwiegend negativ besetzt ist, verstellt den Blick auf die Tatsache, dass das Kopieren über viele Jahrhunderte hinweg ein wesentlicher und anerkannter Bestandteil der Kunstausbildung war. Zudem waren Gemäldekopien und Druckgrafiken vor der Erfindung der Fotografie die einzige Möglichkeit, Kunstwerke zu vervielfältigen und so mehr Menschen zur Anschauung oder als Lehrmittel zugänglich zu machen. Auch Angelika Kauffmann hat vor allem in ihren Lehrjahren in Italien viel kopiert, um die Kompositionsweisen und Maltechniken der Alten Meister zu studieren. Dank guter Kontakte erhielt sie Zugang zu den damals bedeutendsten Sammlungen von Mailand über Florenz und Venedig bis Neapel und studierte dort, wie ihre Biografen berichten, tage- und nächtelang bis zur Erschöpfung. Mit welchen Bildern sie sich in dieser Zeit besonders intensiv auseinandersetzte, davon zeugen unter anderem die Zeichnungen im sogenannten Vallardi-Skizzenbuch, das im Victoria and Albert Museum in London aufbewahrt wird. Eine kleine Auswahl daraus mit Skizzen Kauffmanns nach berühmten Werken von Rembrandt, Anthonis van Dyck und Tizian wird in Form von Faksimiles in Schwarzenberg präsentiert.

 

Für Grand-Tour-Reisende und Sammler, die sich ein besonderes Souvenir aus Italien wünschten, im Auftrag Kopien nach Meisterwerken von Correggio, Domenichino, Raffael, Guido Reni oder Guercino anzufertigen, stellte zudem eine bedeutende zusätzliche Einnahmequelle für die aufstrebende Künstlerin dar. Heute sind allerdings nur noch wenige ihrer Altmeisterkopien aus dieser Zeit nachweisbar. Eine seltene Ausnahme ist das Gemälde „Die mystische Verlobung der hl. Katharina“ (1763/64) nach Correggio, das als Leihgabe aus Privatbesitz in Schwarzenberg gezeigt wird. Ergänzt wird das Ausstellungskapitel zu Kauffmanns eigener Kopiertätigkeit und ihren künstlerischen Vorbildern durch eine Originalzeichnung nach einem Werk von Guido Cagnacci aus einer Vorarlberger Privatsammlung sowie durch eigenhändige Radierungen der Künstlerin nach berühmten Vorlagen von Raffael, Guercino, Guido Reni und Alessandro Turchi.

 

Vorbild Angelika Kauffmann
Als weithin bekannte und bewunderte Künstlerin wurde Angelika Kauffmann bereits zu Lebzeiten und insbesondere nach ihrem Tod selbst zum Vorbild für Künstlerkolleg:innen und nachfolgende Generationen. In Vorarlberg taten sich vor allem zwei junge Künstler des 19. Jahrhunderts als ambitionierte Kopisten der berühmten Malerin hervor: der in Schwarzenberg geborene und früh in Rom verstorbene Johann Jakob Fink (1821–1846) und der aus Dornbirn stammende Johann Kaspar Rick (1808–1888). Sie fertigten teils zu Studienzwecken und teils im Auftrag des Vorarlberger Bürgertums qualitätsvolle Kopien von in der näheren Umgebung zugänglichen Bildern an, wobei es sich hauptsächlich um Werke aus dem Nachlass handelte, die nach dem Tod der Künstlerin aus Rom zu den Verwandten nach Vorarlberg gelangt waren. Die Kopien von Fink und Rick zeugen von der großen Wertschätzung, die eine jüngere Vorarlberger Künstlergeneration Kauffmann entgegenbrachte. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang ein Selbstbildnis von Johann Kaspar Rick von 1829 aus der Sammlung des Stadtmuseum Dornbirn. Selbstbewusst versetzt sich der junge Künstler darin in gleicher Pose, mit Zeichengriffel und Zeichenmappe in den Händen in Kauffmanns „Selbstbildnis mit der Büste der Minerva“ (um 1784), das sich heute im Bündner Kunstmuseum in Chur befindet. Für die Angelika-Kauffmann-Forschung sind die Gemälde- und Zeichnungskopien von Fink und Rick auch deshalb von Bedeutung, da sie teilweise Auskunft über die Provenienz der Originale geben oder die einzigen Bildzeugnisse mittlerweile verschollener Werke darstellen.

 

Neue Originale
Die Kauffmann-Verehrung trieb teilweise auch kuriose Blüten. So widmete etwa im Jahr 1836 Johann Kaspar Rick der Dornbirner Schützengesellschaft eine von ihm mit einer Variation von Kauffmanns „Urteil des Paris“ bemalte Schützenscheibe. Kugeleinschüsse beweisen, dass die Scheibe auch tatsächlich verwendet wurde. Das Motiv ähnelt in Komposition und Malweise stark dem originalen Vorbild, weicht aber teilweise auch davon ab. Allein schon aufgrund der völlig anderen Funktion handelt es sich hier also weniger um eine Kopie als um eine Hommage oder Liebeserklärung der etwas anderen Art. Dass die Person Angelika Kauffmann mindestens gleich viel verehrt wurde und wird wie ihr künstlerisches Werk, äußert sich auch in der starken Anziehungskraft, die ihre Selbstbildnisse seit jeher auf Sammler:innen ausüben. Dementsprechend oft wurden Werke wie ihr „Selbstbildnis mit Zeichenstift und Zeichenmappe“ (1784) kopiert, nachgeahmt und nachgestochen. Das Original befindet sich als Teil der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen heute in München. Zwei verschiedene Kopien dieses vor allem im deutschsprachigen Raum sehr bekannten Gemäldes treffen nun in der Schwarzenberger Ausstellung erstmals aufeinander und machen ein grundlegendes Problem bei der Beschäftigung mit diesem Thema anschaulich: Kopie ist nicht gleich Kopie. Angesichts der „mitkopierten“ Signatur in einem der Bilder stellen sich auch andere berechtigte Fragen: Wo hört die Kopie auf und wo fängt die Fälschung an? Macht nur die Intention, die hinter einer Kopie steht, den Unterschied, oder ist der eher seltene Fall einer sehr gut gemachten Kopie von vornherein problematisch? Was passiert, wenn eine Kopie das Original in der malerischen Umsetzung der Bildidee vielleicht sogar noch übertrifft oder als freie, deutlich von der Vorlage abweichende Anverwandlung daherkommt? Handelt es sich dann nicht vielmehr um ein neues Original, und was ist überhaupt ein Original? Gibt es nicht auch da verschiedene Abstufungen und Varianten? Neue Originale schuf schließlich auch Kauffmann selbst, indem sie häufig Repliken ihrer eigenen Gemälde malte. Besonders beliebte Motive wie das in der Ausstellung gezeigte, auf Kupfer gemalte, kleinformatige Bildpaar „Penelope“ und „Kalypso“ aus ihrer Londoner Zeit wiederholte die geschäftstüchtige Künstlerin sogar mehrmals und in verschiedenen Fassungen. Dazu kommen unzählige Kopien von fremder Hand, darunter auch Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit.

 

Eine Ausstellung des Fördervereins »Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg«, kuratiert von Thomas Hirtenfelder.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreich bebilderter Katalog mit einem Beitrag von Kurator Thomas Hirtenfelder und einem Gastbeitrag von Bettina Baumgärtel (AKRP – Angelika Kauffmann Research Project, Düsseldorf).
Aktuelle Informationen zu Führungen und Veranstaltungen:

www.angelika-kauffmann.com
Angelika Kauffmann Museum
Brand 34 / 6867 Schwarzenberg
museum@schwarzenberg.at

 

Öffnungszeiten
Di bis So, 10 bis 17 Uhr

 

Eintritt
Erwachsene € 9,50 Ermäßigt € 8,50
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre

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