Wege in den Bregenzerwald plus Eisenbahn-Geschichte

Diese doch sehr interessanten Erläuterungen fanden wir im Buch „Wäldar ka nüd jedar sin“ (von Alois Niederstätter). Das Buch gibt es um 26,90 Euro u.a. bei SKRIBO-Behmann in Egg.

 

 

Zugänge

1841 vermerkte der Geograph Johann Georg Staffler: „Als eine Alpengegend hatte der Bregenzerwald vor ungefähr 50 Jahren noch keine fahrbare Straße, und seine Verbindung mit den Nachbarbezirken mußte mühsam auf Saumwegen unterhalten werden“. Der wichtigste Zugang aus dem Rheintal führte von Schwarzach aus über Linzenberg sowie Farnach nach Alberschwende und weiter über die Lorena nach Schwarzenberg. Von Dornbirn aus gelangten Fußgänger, Reiter und Saumtiere über Winsau nach Alberschwende sowie über die Lose – das heutige Bödele – nach Schwarzenberg.

 

1546 scheinen die „sömer“ (Säumer), die die straß über die Losen“ benutzten, erstmals urkundlich auf. Im ausgehenden 18 Jahrhundert entstand eine Verbindung von Bregenz aus über Fluh, Langen und Doren bis nach Krumbach.

 

Erst 1836 wurde der Bau einer für den Fuhrverkehr geeigneten „Kommerzialstraße“ von Schwarzach durch das Schwarzachtobel nach Alberschwende in Angriff genommen. Geplant hatte sie Alois Negrelli (1799 – 1858), der „geistige Vater“ des Suezkanals. Die Weiterführung von Alberschwende nach Egg erfolgte 1844/45 sowie in den folgenden Jahren über Egg-Tuppen und Bersbuch nach Bezau.

 

Gleichfalls nach Negrellis Plänen wurde 1833 zur Verbesserung der Route ins Allgäu die Gschwendtobelstraße mit der noch bestehenden Gschwendtobelbrücke zwischen Lingenau und Großdorf erbaut. 1886 eröffnete man die Fahrstraße von Dornbirn-Haselstauden über den Achrain nach Alberschwende. Wer nicht zu Fuß gehen wollte. dem stand von der Mitte des 19. Jahrhunderts an eine in der Regel alle zwei Tage zwischen Bregenz und Bezau verkehrende Postkutsche zur Verfügung. Sie benötigte für diese Strecke etwas sechs Stunden.

 

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert machten der rasch an Bedeutung gewinnende Fremdenverkehr und das Einsetzen der Motorisierung einen weiteren Ausbau des Straßennetzes erforderlich. Die Maßnahmen betrafen vor allem die Verbindungen von Au nach Damüls, von Bregenz über Langen zur Staatsgrenze, von Lingenau über Hittisau und Sibratsgfäll zur Staatsgrenze sowie von Bezau nach Schröcken. Erst 1954 wurde von dort aus der Hochtannbergpass mit einer Straße erschlossen.

 

EISENBAHN in den Bregenzerwald

Schon im Jahre 1870 waren die Gemeindevertretungen der Bregenzerwälder Ortschaften übereingekommen, die Planung einer Bahntrasse von Bregenz nach Bezau in Auftrag zu geben. Sie sollte die Talschaft wirtschaftlich besser erschließen sowie an das überregionale Eisenbahnnetz anbinden.

 

Allein bis zum Ansuchen an das Handelsministerium, die technischen Vorarbeiten in Angriff nehmen zu dürfen, vergingen aber noch 21 Jahre. Der Vorarlberger Landtag stimmte dem Vorhaben im Januar 1894 zu, obwohl zahlreiche Gemeinden vor allem im Süden des Landes, die Nachteile für ihre Region befürchteten, dagen Einspruch erhoben hatten. 1899 genehmigte das Ministerium den Bau einer Schmalspurbahn durch das Tal der Bregenzerach mit einer Streckenlänge von etwa 35 Kilometern, mit 18 Bahnhöfen und Haltstellen, 28 Brücken und 3 Tunnels.

 

Von da an ging alles sehr schnell: Nur drei Jahre nach der Konzessionierung hatten überwiegend italienischsprachige Arbeiter trotz des schwierigen Geländes das Werk vollendet. Am 15. September 1902 konnte die „Bregenzerwaldbahn“ – so der offizielle Namen, der Volksmund sprach sogleich vom „Wälderbähnle“ – in Dienst gestellt werden.

 

Als Privatbahn gegründet, ging sie 1932 in das Eigentum des Bundes über. Aufgrund negativer Betriebsbilanzen wurde bereits 1936 ihre Einstellung erwogen. Zur stetig wachsenden Konkurrenz durch den Straßenverkehr und der ungünstigen Lage der Stationen im Achtal teils fernab der Siedlungen kam, dass die schwierigen geologischen Verhältnisse und die häufigen Hochwässer der Bregenzerach den Erhalt der Strecke sehr aufwändig machten. 1983 besiegelten Hangrutschungen und Unterspülungen das Schicksal des „Wälderbähnles“. Seit 1989 verkehrt auf der etwas sechs Kilometer langen Strecke zwischen Bezau und Andelsbuch-Bersbuch eine Museiumsbahn.

 

Und nochmals zum Auto:

Was einst für die wirtschaftliche Entwicklung der Talschaft von großer Bedeutung war, wird heute zunehmend auch als Belastung empfunden. So passieren derzeit jeden Werktag zwischen 12.400 und 14.200 Kraftfahrzeuge allein die Ortschaft Alberschwende. Besonders dramatisch ist die Situation infolge des Ausbaus der Schigebiete an Winterwochenenden, nicht selten bilden sich auf der Bregenzerwaldstraße – der L200 – Staus von Alberschwende bis Mellau.

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